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9 Zusammenfassung

Diese Arbeit beantwortet die Frage, ob Emergenz in der Softwareentwicklung bereits eingesetzt wird oder ob der zukünftige Einsatz ein Potenzial zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung darstellt.

Deshalb wurde zunächst die Bedeutung des Begriffes Emergenz ermittelt und ein Modell zum Verständnis von Emergenz als Transformationsprozess erarbeitet. Darauf aufbauend wurde untersucht, welche Erklärungsmodelle bereits heute für Emergenz existieren. Dabei konnte festgestellt werden, dass die verschiedenen Erklärungsmodelle Nicht-Linearität und Nicht-Determinismus beschreiben. Es wurde eine Arbeitsdefinition für die Begriffe gefunden. Das Zusammenspiel von Nicht-Linearität und Nicht-Determinismus ist die Grundlage von Selbstorganisation. Selbstorganisation wird im allgemeinen Sprachgebrauch als die Erscheinungsform von Emergenz betrachtet.

Bei der genaueren Untersuchung der beiden Begriffe Nicht-Linearität und Nicht-Determinismus zeigte sich, dass diese die philosophische Basis eines Weltbildes sind, das sich vom allgemein anerkannten mechanischen Weltbild nach Newton unterscheidet. Durch den Vergleich des mechanischen Weltbildes und des neuen Weltbildes, konnten die unterschiedlichen Grundansichten verdeutlicht werden. Demnach steht das mechanische Weltbild für eine prinzipiell berechenbare Welt, geprägt von Linearität und Determinismus.

Für die weitere Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit wurde die Gültigkeit des neuen Weltbild als philosophische Grundlage gewählt. Dabei wurde eine Welt nach dem neuen Weltbild als emergente Welt bzw. als Emergenz in der Softwareentwicklung bezeichnet. Um die weiteren Betrachtungen zu systematisieren, wurde zwischen einer reinen Bewältigung und einer bewussten Gestaltung der emergenten Welt unterschieden.

Anschließend wurde untersucht, welche Konzepte und Theorien zur Bewältigung und Gestaltung einer emergenten Welt in der Wirtschaftsinformatik existieren. Die identifizierten Vertreter wurden der Systematik entsprechend eingeordnet.

Bevor eine Betrachtung von Emergenz in der Softwareentwicklung erfolgen konnte, wurde zunächst die klassische Softwareentwicklung dargestellt. Dabei konnte gezeigt werden, dass die klassische Softwareentwicklung vom mechanischen Weltbild nach Newton geprägt ist. Dies äußert sich in der Betrachtung von Softwareentwicklung als Ingenieurdisziplin.

Als Gegenvorschlag zur klassischen Softwareentwicklung wurde die agile Softwareentwicklung mit zwei konkreten Vertretern vorgestellt. Dabei wurden die Gemeinsamkeiten der agilen Vertreter untersucht. Die philosophische Basis der agilen Softwareentwicklung ist das neue Weltbild. Dementsprechend erfolgte eine Einordnung der in der agilen Softwareentwicklung aufgezeigten Mittel und Verfahren in die Systematik. Die meisten Mittel und Verfahren dienen aber lediglich einer Bewältigung von Emergenz in der Softwareentwicklung.

Abschließend erfolgte die Beantwortung der Fragestellung dieser Arbeit. Dabei war eine Differenzierung der Antwort gemäß der entwickelten Systematik notwendig. Demnach findet bereits heute eine Bewältigung von Emergenz in der Softwareentwicklung statt. Hierbei handelt es sich primär um eine Optimierung und Weiterentwicklung der bereits bekannten Verfahren und Mittel. Im zweiten Bereich Gestaltung von Emergenz in der Softwareentwicklung ließen sich kaum angewandte Konzepte identifizieren. Hier besteht großer Forschungsbedarf und es bieten sich große Chancen für die Softwareentwicklung.


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Sebastian Stein 2004-08-30