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7.2.2 Grundwerte

Extreme Programming formuliert vier Grundwerte (vgl. Bec00, S. 29ff), aus denen die 12 Grundpraktiken abgeleitet werden. Die vier Grundwerte dienen als Basis für eine Unternehmenskultur, in der Extreme Programming erfolgreich umgesetzt werden kann. Die vier Grundwerte lauten:

Extreme Programming versucht durch eine Vielzahl von Praktiken die Kommunikation zwischen Entwickler, Kunde und Management zu sichern. Kommunikation wird als essentiell angesehen, damit überhaupt eine Zusammenarbeit gelingen kann. Dabei muss ständig versucht werden, die Kommunikation aufrecht zu halten, denn Kommunikation ist störanfällig. Damit die Kommunikation gewährleistet werden kann, schlägt Extreme Programming den Einsatz eines Coaches vor, der bei Kommunikationsstörungen aktiv eingreift.

Extreme Programming fordert Einfachheit. Es soll stets die einfachste Lösung für ein Problem angestrebt werden. Ein Vorausdenken über eventuell zukünftig notwendige Programmdetails während der Programmierung ist nicht erwünscht, da Extreme Programming davon ausgeht, dass diese Vorwegnahme in vielen Fällen falsch ist und damit unnötige Kosten verursacht. Durch ständige Kommunikation erkennen die Entwickler die einfachste Lösung für ein Problem. Weiterhin soll die Architektur möglichst einfach gestaltet werden, denn ,,je einfacher ein System ist, desto weniger muss darüber mitgeteilt werden``. (Bec00, S. 31) Extreme Programming selbst lehnt komplexe Vorgehensmodelle wie den Rational Unified Process ab und fordert stattdessen ein einfaches Regelwerk. Diese Forderung wird auf Extreme Programming selbst angewandt, weshalb die Darstellung der Prinzipien und Grundwerte von Extreme Programming auf wenigen Seiten möglich ist.

Weiterhin fordert Extreme Programming Feedback. Feedback z. B. durch Tests soll dem Programmierer über den aktuellen Systemzustand informieren. So können Defekte sofort erkannt und behoben werden. Weiterhin soll der Kunde ebenfalls über den aktuellen Stand des Projektes informiert sein, damit er eingreifen kann. Auf der anderen Seite erhält der Kunde Feedback über seine Anforderungen, inwieweit diese für die Entwickler verständlich sind und mit welchem Aufwand für die Umsetzung zu rechnen ist. Dem Kunden wird frühzeitig die Umsetzung seiner Anforderungen als laufendes System vorgeführt, damit er unmittelbar Feedback zur implementierten Lösung geben kann.

Mut bedarf es, um diese Grundwerte konsequent umzusetzen. Man wird bei der Umsetzung mit einer Reihe von Regeln der eigenen Organisation brechen müssen. So fordert Extreme Programming z. B. nicht funktionierenden Code41 zu verwerfen. Weiterhin muss zum Kunden eine ehrliche und vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden. Der Kunde ist davon zu unterrichten, wenn während der Entwicklung z. B. Verzögerungen auftreten. Dieses Vorgehen erfordert Mut.

Diese vier Grundwerte arbeiten zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Mit Sicherheit wäre es möglich, die Grundwerte mit anderen Begriffen zu formulieren. Neben den Grundwerten existiert die These, dass späte Änderungen der Anforderungen nicht wesentlich höhere Kosten verursachen, als frühzeitig bekannte Änderungen. Diese These wird im folgenden Abschnitt dargestellt.


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Sebastian Stein 2004-08-30