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5.3.1 Sozionik

Als erste Anwendung im Teilbereich Informatik wird die Sozionik vorgestellt. Die Sozionik begreift sich als ,,ein neues Forschungsfeld zwischen (Verteilter) Künstlicher Intelligenz und Soziologie, in welchem die Möglichkeiten eines wechselseitigen Konzepttransfers ausgelotet (...) werden``. (Mal01) Die Sozionik wird im Rahmen eines Schwerpunktes28der Deutschen Forschungsgemeinschaft untersucht und betrachtet sich dabei selbst als Grundlagenforschung.

Eine mögliche Umsetzung der Sozionik sind die Multi-Agenten-Systeme. Unter Agent versteht man ,,ein längerfristig arbeitendes Programm, dessen Arbeit als eigenständiges Erledigen von Aufträgen oder Verfolgen von Zielen in Interaktion mit einer Umwelt beschrieben werden kann``. (vgl. Gör00, S. 949) Aus dieser Definition lassen sich einige Eigenschaften ableiten. (nach Gör00,Pit00) Agenten besitzen Autonomie, da sie ,,keiner (unmittelbaren) Steuerung und Kontrolle durch einen Nutzer`` (Gör00, S. 949) unterliegen. Agenten kooperieren und kommunizieren mit anderen Agenten ,,zur Konstruktion kollektiver Problemlösungsstrategien``. (Pit00, S. 19)29 Diese Eigenschaft wird als soziales Verhalten (Gör00, S. 950) bezeichnet. Agenten reagieren auf Veränderungen ihrer Umgebung, bezeichnet als Reaktivität. (Gör00, S. 949) Allerdings findet nicht nur eine passive Reaktion auf Umweltänderungen statt, sondern der Agent handelt aus eigenem Antrieb heraus, was als Proaktivität (Gör00, S. 950) bezeichnet wird.

Unter einem Multi-Agenten-System versteht man ,,eine Menge von interagierenden Agenten``. (Gör00, S. 996)30Durch die Kooperation und Kommunikation der einzelnen Agenten kann man davon ausgehen, dass diese ein kollektives Verhalten zeigen, das nicht auf die individuellen Eigenschaften zurückgeführt werden kann. Die Beobachtung von Emergenz ist somit möglich. Die Idee lässt sich anhand von zellulären Automaten sehr gut nachvollziehen.31 Zelluläre Automaten stellen das dynamische Verhalten diskreter Systeme dar. Zwischen den Einheiten findet keine Kommunikation oder Kooperation statt. Meist besitzen die Einheiten lediglich den Zustand an/aus. Der neue Zustand ergibt sich aus dem aktuellen Zustand und den aktuellen Zuständen anderer Einheiten in der näheren Umgebung. Trotz dieser einfachen Architektur kann hoch komplexes Verhalten wie Schwarmverhalten (ähnlich bei Zugvögeln) beobachtet werden. Eine leicht verständliche Einführung findet man bei Braitenberg (Bra93).

In der Sozionik werden Theorien aus der Soziologie übernommen, die auf Selbstorganisation basieren. Deshalb zeigen die Ergebnisse, z. B. in Form der Multi-Agenten-Systeme, ebenfalls selbstorganisiertes Verhalten.


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Sebastian Stein 2004-08-30