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5.2.3 Markttheorie, Transaktionskostentheorie und Marktwirtschaft im Unternehmen

Seit den Anfängen der freien Marktwirtschaft mit Adam Smith und John Locke hat sich das Konzept bis heute als einzig global gängiges Vorgehen erwiesen. Dies zeigt z. B. der Niedergang der Planwirtschaft in vielen ehemaligen sozialistischen Staaten. Allerdings existiert eine bunte Vielfalt von Umsetzungen der freien Marktwirtschaft. Das Spektrum reicht von sehr liberalen Implementierungen wie in den USA oder Großbritannien bis hin zu stärker geregelten Ansätzen, wie die soziale Marktwirtschaft in Deutschland.

Auf dem in der Marktwirtschaft beschriebenen Markt existieren eine Reihe von Anbietern bestimmter Leistungen. Ihnen gegenüber stehen die Nachfrager nach den Leistungen. Dabei geht die Lehre der freien Marktwirtschaft davon aus, dass eine unbegrenzte Nachfrage auf der Seite der Nachfrager existiert und somit Leistungen immer knapp sind. Aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergibt sich der konkrete Preis für die Transaktion von Anbieter zu Nachfrager.

Prinzipiell findet keine Lenkung der Preisfindung von Außen statt. Die Preisfindung erfolgt selbstorganisiert durch die Individuen auf dem Markt. Allerdings muss jedes Individuum abwägen, ob es eine Leistung vom Anbieter beziehen soll oder ob es die Leistung selber erbringt. Eine interne Erstellung einer Leistung erfolgt immer dann, wenn die Kosten für Eigenfertigung niedriger sind als die externen Beschaffungskosten. (vgl. Sta99, S. 420ff) Bei einer genaueren Betrachtung der externen Beschaffung ergibt sich, dass neben den Produktionskosten die Koordinationskosten26 anfallen. Die Koordinationskosten beinhalten z. B. die Kosten, um sich auf dem freien Markt, aus der Sicht des Nachfragers, über das Angebot zu informieren und den Vertrag mit dem Anbieter abzuschließen. (Sta99, S. 422) Bei einer Eigenfertigung treten neben den reinen Produktionskosten die Transaktionskosten27 auf. In den letzten Jahren konnten die externen Koordinationskosten beispielsweise durch den Einsatz des Internet (E-Commerce) und Standardsoftware entscheidend gesenkt werden, was zu einer Verlagerung von interner Produktion an externe Anbieter (Outsourcing) führte. Allerdings wurde das Outsourcing am Anfang der 90er Jahre stark übertrieben angewendet, so dass heute eine rückläufige Entwicklung zu beobachten ist.

Durch die Eigenfertigung einer Leistung im Unternehmen werden die Marktmechanismen für diese Leistung außer Kraft gesetzt. Im Unternehmen selber findet kein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage statt. In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, warum ganze Staatswirtschaften über Selbstorganisation gelenkt werden können, dies aber für kleinere Organisationen (die Unternehmen) nicht möglich sein soll? Eine mögliche Antwort kann lauten, dass im Unternehmen zu wenig Individuen vernetzt sind und sich somit keine Selbstorganisation einstellt. Trotzdem existiert eine Reihe von Ansätzen, die versuchen, Marktverhalten im Unternehmen zu etablieren. Ein erster Schritt in dieser Richtung ist das Profit-Center (vgl. Sta99, S. 743). Dabei werden einzelne Unternehmensbereiche als autonome eigenverantwortliche Einheiten geführt. Diese Idee kann bis zur Unternehmensholding und strategischen Netzwerken ausgebaut werden. Durch die Etablierung interner Kunden und der Nachbildung von Netzwerkstrukturen wird unter anderem versucht, Selbstorganisationseffekte zu stimulieren.


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Sebastian Stein 2004-08-30