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4.2 Mechanisches Weltbild

Mit seinem Werk ,,Philosophiae naturalis principia mathematica`` legte Isaac Newton im Jahr 1687 den Grundstein des mechanischen Weltbildes. Aus den Keplerschen Gesetzen leitete er das Gravitationsgesetz ab, mit dem die theoretische Basis für die Himmelsbewegungen gefunden war. Mit seiner Vereinheitlichung können die grundlegenden physikalischen Begriffe Masse, Impuls und Kraft beschrieben werden. Weiterhin ist die Beschreibung von Schwingungen durch dieses Werk möglich geworden.

Die Newton-Mechanik hat seitdem einen enormen Einfluss auf alle anderen Wissenschaftsdisziplinen. Grundgedanke ist die Maschine, deren Verhalten genau bestimmbar ist. Verfügt man über die Kenntnis des genauen Zustandes der Maschine zu einem Zeitpunkt und den Regeln des Maschinenverhaltens, kann daraus jeder Zustand in der Zukunft bzw. Vergangenheit bestimmt werden. Da sich die Bewegung der Planeten und Sterne mit der Newton-Mechanik genau beschreiben lässt, erscheint es durchaus sinnvoll, die Gesetze auf den Mikrokosmos zu übertragen und die Bewegung von Kernteilchen mit den Gesetzen der Mechanik zu beschreiben.

Die Newton-Mechanik wurde auf viele Bereiche übertragen. So stellte beispielsweise Julien Offray de La Mettrie in seinem Werk ,,L'homme machine`` den Menschen als eine Maschine dar. (vgl. PJS94, S. 3)17 Diese Abstraktion hat viele Erkenntnisse in der Medizin ermöglicht, allerdings besteht dadurch auch die Gefahr einer Entmenschlichung der Medizin.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der amerikanische Ingenieur und Unternehmer F. W. Taylor (vgl. Sta99, S. 23ff) eine Theorie zur Betriebsführung. Der so genannte Taylorismus sieht genaue Arbeitsbeschreibungen und Zeitvorgaben für die Verrichtung von Arbeitstätigkeiten vor. Der Mensch wird in diesem Arbeitssystem zu einem ,,Zahnrad`` in einer riesigen Fertigungsmaschine. Fällt das ,,Zahnrad`` aus, kann es durch einen anderen Menschen ersetzt werden. Dies führte zum Teil zu einer Entmenschlichung der Arbeit, wie Fritz Lang in seinem Film ,,Metropolis`` zeigt. Andererseits ermöglichten die klaren Aufgabenbeschreibungen, dass selbst ungelernte Kräfte die Tätigkeiten ausführen konnten. Weiterhin kann die Arbeit von Taylor als die Begründung der Arbeitswissenschaften angesehen werden.

Eine weitere Anwendung fand die Newton-Mechanik in der Kybernetik nach Wiener (vgl. Wie71). In der Kybernetik wird Systemverhalten untersucht und anhand von Regelkreisen mit positiver oder negativer Rückkoppelung beschrieben. Die Kybernetik entwickelte sich zur Basis einer umfassenden Steuerungstechnik und war letztlich eine Grundlage der entstehenden Rechentechnik nach dem zweiten Weltkrieg. Auch in der Kybernetik finden sich die Grundideen der Newton-Mechanik wieder. Ein System ist durch seinen Zustand und seine Veränderungsgesetze vollständig beschrieben und es kann prinzipiell das zukünftige Verhalten bei der Kenntnis des System vorhergesagt werden (Determinismus). Weiterhin führen kleine Änderungen der Eingangswerte zu kleinen Änderungen der Ausgangswerte (Linearität), was eine gezielte Steuerung des Systems ermöglicht.


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Sebastian Stein 2004-08-30